Die zweite Woche Südfrankreich

So. 14.5. Dieulefit

Eine lange einsame Fahrt durch eine wilde Gegend. Zwei lange Aufstiege, der Lohn der Mühe waren große weite Aussichten, nach Osten bis zu den großen Schneebergen, leider auf Fotos nicht zu erkennen, nach Westen bis zu den Vulkanen der Auvergne.

Hier ein paar Bilder von unterwegs

Geologischer Aufschluss an der Straße nach Saou
Geologischer Aufschluss an der Straße nach Saou
An der Pforte von Saou
An der Pforte von Saou
Rückblick auf den Pass La Chaudiere
Rückblick auf den Pass La Chaudiere
Sieht es nicht aus, als steckten in diesen Steinen eines Aufschlusses ein Figurenfries
Sieht es nicht aus, als steckten in diesen Steinen eines Aufschlusses ein Figurenfries
Abendspaziergang in Dieulefit
Abendspaziergang in Dieulefit

Mo. 15.5. Grignan

Der Weg von Dieulefit nach Grignan führt an La Poete Laval, einem alten Städchen, vorbei.


Dann ging es wieder über einen kleinen Pass. Dort oben sah ich kleine, fast schwarze Pinien.

Gleich hinter der Passhöhe sah ich die einsame Ruine eines Klosters.

In Grignan stimmte dann alles nicht. Die Stadt, deren Ruhm sich auf die frivolen Briefe der Madame de Sevigne begründet, ist eine Art Ludwig 14. - Disneyland. Der Campingplatz, - neben der Deponie - furchtbar!

Daher auch kein Bild.

Di. 16.5. Suze-la-Rousse

Auf dem Weg habe ich in der kleinen Stadt St.Paul-trois-Chateaux auf dem Markt eingekauft. Dabei ist es dort so hübsch, das ich Euch ein paar Bilder zeigen muß.

Auf dem Markt
Auf dem Markt
Ein guter Ort zum Kaffeetrinken
Ein guter Ort zum Kaffeetrinken

Eine protestantische Kirche stand offen.

Drinnen ein fast ärmlicher Kirchenraum und eine interessante Ausstellung : Ein Künstler interpretiert Reizworte der Bibel. Z.B. "Eva" oder "Judas"...

Wieder, wie schon in Mirabell, war da eine Frau, die die Kirche hütet. Wir kamen ins Gespräch und dann erzählte sie, wie sie einmal als Jugendliche mit einer kirchlichen Jugendgruppe in Beuron an der oberen Donau war, das es immer ihr Traum war, so wie ich ganz frei zu reisen...

Am Weg
Am Weg
Die Straße nach Suze-la-Rousse
Die Straße nach Suze-la-Rousse
Ankunft und netter Campingplatz (siehe gelbes Schild)
Ankunft und netter Campingplatz (siehe gelbes Schild)

Mi. 16.5 Vaison-la-Romaine

Gestern abend habe ich bei einem Glas Wein zwei Deutsche mit ihrem Wohnmobil und vier wohlerzogenen Hunden kennengelernt. Heute Morgen, während ich nur mal kurz Zähneputzen war, hat einer dieser Hunde zielsicher aus meiner Packtasche die Plastikdose mit der leckeren Wurst hervorgezogen, sie geschickt geöffnet und gefressen, und das Baguette dazu gleich auch(sammt Einwickelpapier). Als ich zurückkam und die Beschehrung sah, kroch er mit allen Zeichen schlechten Gewissens unter das Wohnmobil. Ich habe ihnen die Sache aufgeschrieben und meine Karte dazugelegt. Später als ich schon unterwegs war, kriegte ich dann eine nette SMS, das müsse ein anderer Hund gewesen sein, kurz, sie konnte es nicht glauben. Dann stellte sich nach einigem chat aber auch für sie heraus, er wars. Nun, inzwischen hatte ich mich abgeregt, jetzt ist es eine lustige Geschichte.

Wein und Öl, beide kommen von krummen Bäumen, beide müssen jedes Jahr Rückschnitt erleiden. Nur die nutzlose Zypresse spitzt sich ungehindert empor, so hoch sie kann.

In Tulette gibt es eine alte Kirche, die on eine große Mauer eingefügt ist. Diese Mauer umschließt den ganzen kirchlichen Komplex. In der Mauer ist der Eingang zu einem kleinen arabischen Gebetsraum. Ein Gott! In Tulette hat man das erkannt!

Kirche und Moschee in Tulette
Kirche und Moschee in Tulette

Do. 18.5. St. Paul de Mausole

Hier war der arme Vincent van Gogh ein Jahr untergebracht im Hospiz für geistig und psychisch Behinderte. Hier hat er trotz Krankheit einige seiner besten Bilder geschaffen. Ich wollte die Landschaft sehen, die er gesehen hat. Aber im ehemaligen Kloster gibt es keine Erinnerungen mehr an den Maler.

Die Kiefern vor dem Haus sind durch gestutzte Platanen ersetzt, wo das runde Wasserbecken war, ist jetzt der Angestellten-Parkplatz. Das Feld, das er von seinem Fenster aus oft malte, ist jetzt ein Duftgarten. Man kann sein Zimmer besichtigen, darin ein Interieur nach seinen Bildern aus Arles nachgebaut wurde. Reminiszenzen! Natürlich wurde der Unbekannte vergessen. Das Hospital wurde aufgelöst, im 1. Weltkrieg waren in dem Gebäude Deutsche interniert, (darunter auch Albert Schweitzer). Dann waren dort französische Flüchtlinge aus dem Elsass untergebracht. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude von der deutschen Wehrmacht genutzt. Und nun ist es eine gutbesuchte Van Gogh-Erinnerungsstätte. Vielleicht ist noch eine Spur seiner Einsamkeit unter diesem unbarmherzigen Klima zu spüren.

Mauer von St. Paul de Mausole von außen
Mauer von St. Paul de Mausole von außen

Die ganze Gegend, besonders St. Remy, ist vom Geld geprägt. Selten erhascht man einen Blick auf die Landschaft, denn überall umgeben hohe Mauern golfplatzgroße Anwesen. Natürlich Video-überwacht! Ein Prunkportal gibt nur den Blick auf eine lange Auffahrt frei. Drinnen natürlich reihenweise Luxusautos, Swimmingpools, Tennisplätze. In den kleinen Orten dieser von Reichen bevorzugten Gegend findet man eher Makler, Notare, Architekten..., als einen Bäcker. 

Aber nicht nur die wirklich Reichen, nein, fast jeder der hier ein Haus mit Garten darum hat, geht hin und tut das gleiche: Mauer drum, Video-Überwachung, Zutritt verboten.

Die Atmosphäre ist durch eine vor-revolutionäre Arroganz geprägt.

Wenn so ein möchtegern-Gutsherr gar eine alte Platanenallee als Zufahrt zu seinem Haus hat, setz Dich nich unschuldig unter einen der Bäume.

Ich tat das einmal. Dann ging ich zu dem Haus, weil meine Wasserflasche leer war. Noch bevor ich an der Tür war, stürzten zwei Hunde auf mich los. Schließlich, als ich schon wieder gehen wollte, kam eine spillerige 40-jährige Frau im kuzen Kleidchen raus. Ich bat Sie um Wasser. Sie entgegnete, ich dürfe mich da nicht hinsetzen, das sei privat.

Die Hunde geiferten weiter. Nie wurde mir Wasser mit saurerer Miene gereicht

So war das hier in St. Remy schon vor 2000 Jahren, als es noch Glanum hieß.

Damals ließ sich ein gewisser Sextius Lucius Marcus, ein eiheimischer Machthaber, der sich im gallischen Krieg auf Seite der Römer Verdienst erworben hatte, aus Anlass seiner Ernennung zum Bürger Roms das obige protzig-verspielte Denkmal errichten.

Da kann man nur mit dem Engel vom Friedhof nebenan sagen: Klappe zu, das letzte Hemd hat keine Taschen!

Fr.19.5. In St. Remy geblieben

Manchmal wirkt ein Wort wie eine Parole: eine hübsche Französin in meinem Alter: wir kommen ins Gespräch, ich frage: welche Route sie schön findet... da sagt sie : die Drome, denn da kommt sie her, aus Saillans.das ist sie, die Parole, und darüber hinaus ist sie die Nachbarin und Freundin meiner dortigen Gastgeber. 

Ihr ist der Motor ihres alten Autos kaputtgegangen, darum ist sie auf diesem Platz und wartet, bis sie es wieder aus der Werkstatt holen kann.

Sie nimmt das "comme Philisoph" und macht kleine Ausflüge.

Mich lud sie zum Dinner in Ihr Zelt. Wir hatten lange Gespräche über Kabale und Liebe, auch über Politik.

Sa. 20.5. Vaucluse la Fontaine

Die Alpilles sind ein Gebirge ganz für meine Fitness-Verhältnisse: man fährt 200 m hoch und ist in der alpinen Felsregion. Bei Mistral und dem blendenden Licht, für das die Provence berühmt ist, hier einige Bilder:

Auf diesen kleinen Straßen, der antiken Via Domitiana, sind schon viele durchgekommen, wie man an den Straßenschildern erkennt:

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Nachtrag

Auf einem langen Anstieg sah ich den Gedenkstein für einen berühmten Radfahrer, der hier tot vom Rad fiel. 

Ich bin sofort abgestiegen, und die Familie, die auf dem nächsten Bild zu sehen ist, bot mir gleich einen Becher Schweppes an, dann auch noch ein Brioche und schließlich ein Dessert.

So kommt es, dass es mir weiterhin gut geht.


Fusie, Mohammad und Sohn, Tochter und Baby im Auto
Fusie, Mohammad und Sohn, Tochter und Baby im Auto